Kämmbarkeit

Kämmbarkeit, auch Kämmbarbarkeit, bezeichnet in der Textilwissenschaft die Eigenschaft von Fasern, sich während des Kammprozesses leicht trennen, ausrichten und von kurzen Faseranteilen zu trennen, um eine gleichmäßige, lange Faserwahl für das Kammgarn zu ermöglichen. Sie ist besonders bedeutsam im Worsted- oder Kammgarnverfahren, bei dem lange, parallele Fasern gefordert sind.

Die Kämmbarkeit wird durch verschiedene Faktoren beeinflusst. Wichtige Einflussgrößen sind die Faserlänge und -verteilung, die Festigkeit und der Zusammenhalt der Fasern, der Feinheitsgrad, die Fasersteifigkeit sowie der Anteil kurzer Fasern (Noil) und Verunreinigungen. Auch Feuchtigkeit, Temperatur, Crimp und die Vorbehandlung der Fasern können die Kämmbarbeit beeinflussen. Fiberen mit guter Kämmbarkeit lassen sich gleichmäßiger in der Kammmaschine ausrichten, erhöhen den Ausschuss an langfaserigen Anteilen und verringern Materialverluste durch Bruch oder Verluste in der Nüsternphase.

In der Praxis wird die Kämmbarkeit oft empirisch beurteilt. Industrie- und Labortests umfassen Trial-Kämmungen, Analyse der Ausbeute an kämmbaren Fasern, Fehlerarten sowie Qualität des resultierenden Kammgarns (Schurren, Unebenheiten, Faserbruch). Die Kennwerte können je nach Faserart (Wolle, Baumwolle, synthetische Stapelfasern) und Prozessführung variieren. Gute Kämmbarkeit ist mit höherer Garnqualität, besserer Festigkeit und erhöhter Gleichförmigkeit des Endprodukts verbunden.

Sie wird häufig als Teil der Fasercharakterisierung in technischen Datenblättern oder Sortierkriterien für Woll- und Faserqualitäten angegeben.