Kurzkettige

Kurzkettige (kurzkettig) ist ein in der deutschen Fachsprache gebrauchenes Adjektiv, das Moleküle mit kurzen Kohlenstoffketten beschreibt. In der Chemie, Biochemie und Ernährungswissenschaft wird der Begriff vor allem bei Fettsäuren verwendet, aber auch bei anderen organischen Verbindungen, deren Hauptmerkmal eine kurze Kette ist. Allgemein wird zwischen kurzkettigen, mittellang- und langkettigen Verbindungen unterschieden; die Grenze variiert je nach Quelle. Bei Fettsäuren spricht man üblicherweise von kurzkettigen Fettsäuren (SCFAs) mit 2–6 Kohlenstoffatomen.

Zu den wichtigsten kurzkettigen Fettsäuren gehören Acetat (C2), Propionat (C3) und Butyrat (C4); Valerat (C5) und Caproat (C6) werden ebenfalls gelegentlich zu diesem Spektrum gezählt. Wasserlöslichkeit ist bei SCFAs deutlich höher als bei langkettigen Fettsäuren; sie besitzen niedrigere Schmelz- und Siedepunkte und kommen häufig in wässrigen Umgebungen vor. Im menschlichen Körper entstehen sie primär durch mikrobielle Fermentation unverdaulicher Ballaststoffe im Dickdarm.

Biologisch liefern kurzkettige Fettsäuren Energie, beeinflussen den Stoffwechsel und können epigenetische Prozesse beeinflussen (beispielsweise Butyrat als Histon-Deacetylase-Inhibitor). In der Kolonwand dienen Butyrat als primäre Energiequelle der Zellen; Propionat und Acetat gelangen in Leber und Peripherie und tragen dort zu verschiedenen metabolischen Prozessen bei. In der petrochemischen Nomenklatur wird der Begriff gelegentlich auch für kurzkettige Kohlenwasserstoffe (C2–C6) verwendet, die zu den leichten Fraktionen gehören.