Frauentheorien

Frauentheorien bezeichnet in der deutschen Diskussion ein pluralistisches Forschungsfeld, das sich mit Geschlecht, Frauen und Machtverhältnissen befasst. Sie entstanden aus der feministischen Bewegung und umfassen verschiedene Ansätze, Theorien und Methoden, die die Erfahrungen von Frauen in Geschichte, Gesellschaft und Kultur untersuchen und politische Forderungen begründen.

Zu den wichtigsten Strängen zählen der liberal-feministische Ansatz, der Gleichberechtigung durch Rechts- und Bildungszugang betont; der marxistisch-sozialistische Feminismus, der Geschlechterverhältnisse mit Klassenstrukturen verknüpft; der radikale Feminismus, der Privatsphäre und patriarchale Strukturen betont. Der kulturerfeministische Ansatz thematisiert Differenzen in Kultur, Sprache und Repräsentation; poststrukturalistische und queere Ansätze betrachten Geschlecht als soziale Konstruktion und hinterfragen Identitäten. Neu hinzugekommen ist die Intersektionalität, die Überschneidungen von Gender mit Rasse, Klasse, Sexualität und Behinderung betont.

Methodisch setzen Frauentheorien auf kritische Diskursanalyse, Standpunkttheorie und qualifizierte empirische Forschung, die von Frauen- oder Marginalisiertenperspektiven ausgehen. Bedeutende Impulse stammen von Autorinnen und Autoren wie Simone de Beauvoir, Betty Friedan, Luce Irigaray, Judith Butler, bell hooks und Kimberlé Crenshaw, die zentrale Konzepte wie Geschlecht als soziale Konstruktion, Performativität sowie Reproduktions- und Arbeitsfragen in den Mittelpunkt gerückt haben.

Auswirkungen zeigen sich in Gesetzgebung, Bildung und Medienpraxis sowie in der Einrichtung von Gender Studies als Forschungs- und Lehrbereich, besonders in deutschsprachigen Ländern. Kritik richtet sich gegen Universalismus vs. Differenz, die Gefahr von Essentialismen, eurozentrische Perspektiven und Debatten über Praxisnähe.

Siehe auch: Feminismus, Gender Studies, Intersektionalität.