ForwardZinssätze

Forwardzinssätze sind implizite Zinssätze für einen zukünftigen Zeitraum, die sich aus der aktuellen Zinsstruktur ableiten lassen. Sie geben den Zinssatz an, zu dem eine Investition oder ein Kredit beginnen könnte, wenn der Abschluss heute erfolgen würde, der Beginn des Zeitraums jedoch in der Zukunft liegt. Forwardzinssätze werden vor allem zur Bewertung und Absicherung von Zinsderivaten verwendet, etwa Forward Rate Agreements und Zinsswaps.

Berechnung und Grundlagen: Ausgehend von Discountfaktoren P(0,T), dem Preis eines Zero-Bonds, der 1 am Zeitpunkt T auszahlt, lässt sich der Forwardzinssatz für den Zeitraum von T1 bis T2 bestimmen. Bei jährlicher Verzinsung gilt zueinander kommensur: f(0; T1, T2) = (P(0,T1)/P(0,T2))^{1/(T2-T1)} - 1. Bei kontinuierlicher Verzinsung entsprechend f_c = [ln P(0,T1) - ln P(0,T2)] / (T2 - T1). Die Forwardzinssätze hängen von der gewählten Zinskomposition ab und lassen sich aus der gesamten Zinsstruktur ableiten.

Zusammenhang mit der Zinsstrukturkurve: Die Forwardzinssätze ergeben sich aus der Zinsstrukturkurve und bilden die Forwardkurve über unterschiedliche Startdaten. Aus der Kurve lassen sich Spot-Sätze für beliebige Laufzeiten sowie Forward-Sätze für jede Startzeit rekonstruieren. In der Praxis dienen sie der Preisung von FRA-Kontrakten, Zinsswaps und anderen Zinsinstrumenten sowie der Risikohedging-Strategien.

Interpretation und Einschränkungen: Forwardzinssätze zeigen nicht einfach die erwartete zukünftige Spot-Entwicklung, sondern reflektieren Gleichgewichtspreise, Risikoprämien und Liquiditätsaspekte des Marktes. Sie können durch Marktfriktionen, Kreditrisiken oder Unvollkommenheiten verzerrt sein, weshalb sie als Annäherung an zukünftige Zinssätze gesehen werden.