Feuchtefestigkeit

Feuchtefestigkeit bezeichnet die Widerstandsfähigkeit eines Materials oder Verbundsystems gegenüber mechanischen Belastungen unter dem Einfluss von Feuchtigkeit, Feuchtewechsel oder Wasseraufnahme. Sie beschreibt, wie gut Festigkeit, Steifigkeit und Tragfähigkeit nach Feuchtigkeitseinwirkung erhalten bleiben oder sich ändern. Feuchtefestigkeit ist damit ein wichtiger Faktor für Bauteile und Werkstoffe, die in feuchten oder wechselnden Umgebungen eingesetzt werden, wie Holz und Holzwerkstoffe, Polymere, Klebstoffe, Beton und Faserverbundstoffe.

Durch Wasseraufnahme können Mechanismen wie Plastizisierung, Quellung, Rissbildung oder Haftungsverlust auftreten. Feuchtigkeit kann außerdem chemische Reaktionen wie Hydrolyse beschleunigen und langfristig Alterungsprozesse fördern. Einflussfaktoren sind Materialart und -struktur, Poren- oder Diffusionsverhalten, Temperatur sowie Art und Dauer der Feuchtebelastung. In einigen Fällen sind Veränderungen reversibel; in anderen bleibt eine dauerhafte Beeinträchtigung bestehen.

Zur Bestimmung der Feuchtefestigkeit werden Proben Feuchtigkeit ausgesetzt (z. B. Nass-/Dampfbewitterung, Feuchtezyklen) und anschließend mechanische Eigenschaften wie Zug-, Biege- oder Haftfestigkeit gemessen. Ergebnisse werden oft relativ zur Trockenfestigkeit angegeben. Standardisierte Verfahren finden sich in ISO-, DIN EN- und ASTM-Standards; sie umfassen Feuchtebelastung, Tau- oder Nasszyklen sowie Gleichgewichtsfeuchteangaben.

Zur Erhöhung der Feuchtefestigkeit werden Materialauswahl, Oberflächenbehandlung, Feuchtebarrieren, geeignete Klebstoffe sowie Bauteilarchitektur angepasst, um Feuchtigkeitseinfluss zu begrenzen oder Schäden zu vermeiden.

Die Bewertung der Feuchtefestigkeit ist besonders im Bauwesen, Möbel- und Verpackungsbereich sowie in der Automobil- und Schiffbaubranche von Bedeutung, wo Bauteile wechselnden Feuchte- und Temperaturbedingungen ausgesetzt sind.