gruppepolarisering

Gruppenpolarisation bezeichnet ein Phänomen der Sozialpsychologie, bei dem sich die Meinungen oder Entscheidungsergebnisse einer Gruppe nach einer Diskussion stärker in Richtung der ursprünglichen Tendenz der Gruppenmitglieder verschieben als vor der Diskussion. Das Ergebnis ist eine tendenziell extremer geprägte Position als der durchschnittliche Ausgangswert der Mitglieder.

Als grundlegende Erklärungen gelten zwei Mechanismen: normative Einflussprozesse, bei denen Gruppenmitglieder nach sozialer Zustimmung streben und konforme Haltungen stärker betonen; sowie informationaler Einfluss, bei dem die Diskussion neue, überzeugende Argumente hervorbringt, die Einzelne überzeugen und deren Positionen verstärken. Oft wirken beide Mechanismen zusammen, abhängig von Kontext, Ausgangslage und Gruppenkultur. Wichtige Einflussfaktoren sind die Homogenität der Gruppe, die Größe, Moderation, Struktur der Debatte und das Vorhandensein oder Fehlen von dissentierenden Stimmen.

Empirische Befunde zeigen, dass Gruppendiskussionen zu extremeren Ergebnissen führen können, insbesondere bei politisch oder moralisch geladenen Themen, aber die Intensität des Effekts variiert. Gruppenpolarisierung ist nicht identisch mit Groupthink; ersteres beschreibt eine Tendenz zur Extremerung der Haltung, während Letzteres eher konformen Konsens trotz widersprechender Belege bedeutet. Online-Diskussionen können Polarisierung verstärken, indem Echo-Kammern und selektive Informationsaufnahme zunehmen.

Maßnahmen zur Minderung umfassen das Fördern von Gegenargumenten, das Einführen strukturierter Debatten, die Förderung abweichender Perspektiven, anonimes Abstimmen und die Einholung externer Fachmeinungen vor wichtigen Entscheidungen.