allocentrischen

Allocentrisch (allocentric) ist ein Begriff aus der Kognitionspsychologie und Neurowissenschaft, der sich auf welt- oder objektzentrierte Repräsentationen von Raum, Objekten oder Ereignissen bezieht. Dabei wird die Lage eines Elements in Relation zu anderen Elementen oder zu einem unabhängigen Koordinatensystem beschrieben, unabhängig von der eigenen Position des Beobachters.

Im Gegensatz dazu beschreibt eine egocentrische Repräsentation räumliche Informationen relativ zur eigenen Körperposition und Orientierung. Während egocentrische Codierungen eher instantan nutzbar sind, ermöglichen allokentrische Repräsentationen Orientierung über größere Distanzen und helfen beim Erstellen stabiler Karten der Umgebung.

In der räumlichen Kognition spielen allokentrische Karten eine zentrale Rolle. Sie ermöglichen das Navigieren anhand einer mentalen Karte, das Wiederfinden von Orten trotz veränderter Perspektive oder Umgebungsmerkmale. Neurowissenschaftlich wird das allokentrische Repräsentationssystem eng mit dem Hippocampus und umliegenden Hirnstrukturen assoziiert; Place- und Grid-Zellen tragen zur Bildung stabiler, allokentrischer Karten bei.

Entwicklung und Erkrankungen: Kinder erwerben allokentrische Orientierung schrittweise und flexibilisieren ihre Navigationsstrategien. Bei Schranken oder Schäden des Hippocampus kann die allokentrische Navigation beeinträchtigt sein, während egocentrische Strategien oft erhalten bleiben. Ähnliche Muster finden sich in Tierversuchen und klinischen Studien.

Anwendungen und Kontext: Allokentrische Repräsentationen sind grundlegend für das Bilden kognitiver Karten, Robotik und KI-gestützte Navigation (SLAM), sowie für Experimente zur räumlichen Orientierung. In kulturübergreifenden Studien wird berichtet, dass unterschiedliche Umwelt- und Spracheinflüsse die Präferenz für allokentrische oder egocentrische Orientierung beeinflussen können, wobei Befunde je nach Kontext variieren.