Wirkstoffpotenz

Wirkstoffpotenz bezeichnet in der Pharmakologie die Fähigkeit eines Wirkstoffs, bei einer bestimmten Konzentration eine definierte Reaktion hervorzurufen. Allgemein entspricht eine größere Potenz einer geringeren benötigten Konzentration, um denselben Effekt zu erzielen. Potenz wird häufig durch Kennzahlen aus Dosis-Wirkungs-Kurven angegeben, etwa EC50 (die Konzentration, bei der 50% der maximalen Wirkung erreicht werden) oder ED50 (bei einer bestimmten Dosis).

Potenz ist nicht mit Wirksamkeit (Efficacy) zu verwechseln. Ein hoch potenter Wirkstoff kann eine geringe maximale Wirkung haben, während ein weniger potenter Wirkstoff eine starke Wirksamkeit bei maximaler Reaktion zeigen kann. Die Potenz gibt nur an, wie viel Wirkstoff nötig ist, um eine bestimmte Reaktion zu erreichen, nicht wie stark diese Reaktion ausfällt.

Die Potenz hängt von mehreren Faktoren ab: der Bindung an den Zielrezeptor (Affinität), der Dichte der Rezeptoren, der intrinsischen Aktivität des Wirkstoffs, sowie der Pharmakokinetik einschließlich Bioverfügbarkeit, Verteilung und Metabolismus. Außerdem hängt Potenz vom verwendeten Modell ab (in vitro vs. in vivo) und vom definierten Endpunkt.

In der Praxis wird Potenz oft relativ zu einem Referenzwirkstoff angegeben, sodass relative Potenz entsteht. Ein hoher Potenz-Wert allein genügt nicht, um Sicherheit oder Gesamtwirksamkeit zu beurteilen, da Potenz mit Toxizität, Nebenwirkungen oder einem begrenzten therapeutischen Fenster verbunden sein kann.