Verbundträger

Verbundträger ist ein Tragwerksträger, der aus mindestens zwei unterschiedlichen Materialien besteht und unter Last als eine einzige Einheit wirkt. Die bekannteste Ausprägung ist der Stahl-Beton-Verbundträger, bei dem ein Stahlträger mit einer Betonschicht oder -platte verbunden wird. Durch Verbindungsmaßnahmen wie Schubstifte, Schrauben, Gewindebolzen oder andere Verbindungselemente wird der innere Schub- und Momentenaustausch zwischen den Materialien gewährleistet, sodass die beiden Werkstoffe zusammenarbeiten.

Funktionsprinzip ist die erzielbare Verbundwirkung: Bei einer Biegebeanspruchung passen sich die Dehnungen der Materialien gegenseitig an, wodurch sich die Gesamtheitssteifigkeit erhöht und sich Tragfähigkeit sowie Nutzlasten steigern. Die Analyse erfolgt in der Regel mit der Transformationsquerschnittsmethode oder vollständigen FEM-Ansätzen, wobei das Momenten- und Schubübertragungsverhalten an der Schnittstelle berücksichtigt wird. Die Berechnungen verlangen eine Nachweisführung der Verbindungen gegen Ablösen oder Durchschub sowie eine passende Bemessung der Deckschicht, Träger und Anschlüsse.

Anwendungen finden sich häufig in Gebäudeflächentragwerken, Brückenbau und Industriebauten, wo Stahl-Beton-Verbundträger eine hohe Steifigkeit bei vergleichsweise geringem Bauteilquerschnitt ermöglichen. Auch Holz-Verbundträger oder Verbundkonstruktionen mit anderen Materialien sind bekannt, wobei ähnliche Prinzipien gelten.

Voraussetzungen und Normung: Die Gestaltung von Stahl-Beton-Verbundträgern wird durch nationale und internationale Normen geregelt, insbesondere durch Eurocode 4 für Stahl-Beton-Verbundsysteme; bei anderen Materialkombinationen gelten entsprechende, spezialisierte Normen. Wichtig sind eine fachgerechte Verbindungsausführung, sorgfältige Oberflächenvorbereitung und eine korrekte Bemessung der Schnittstelle, um die gewünschte Verbundwirkung dauerhaft sicherzustellen.