Unhybridisiertes

Unhybridisiertes bezeichnet in der Chemie ein Orbital, das sich nicht durch Hybridisierung in Hybridorbitale verwandelt hat. In der Valenzbindungstheorie werden atomare s- und p-Orbitale oft zu gerichteten Hybridorbitalen kombiniert (z. B. sp3, sp2, sp), um kovalente Bindungen mit definierter Orientierung zu ermöglichen. Unhybridisierte Orbitale behalten ihren ursprünglichen Charakter und können weiterhin als s- oder p-Orbitale auftreten.

Unhybridisierte Orbitale spielen insbesondere bei π-Bindungen eine zentrale Rolle. Typischerweise handelt es sich dabei um p-Orbitale, die senkrecht zu der hybridorbitalen Rahmenstruktur stehen. Diese unhybridisierten p-Orbitale überlappen seitlich mit benachbarten Orbitalen, um das π-System zu bilden, das delokalisierte Elektronen ermöglicht.

Beispiele zeigen die Unterschiede deutlich. In Methan (CH4) liegt Kohlenstoff vollständig in sp3-hybridisierten Orbitalen vor, es gibt keine unhybridisierten Valenzorbitale. In Ethylen (C2H4) verwendet jedes Kohlenstoffatom sp2-Hybride, wobei ein unhybridisiertes p-Orbital pro Kohlenstoff für die π-Bindung zuständig ist. In Ethin (C2H2) liegt Kohlenstoff sp-Hybridisierung zugrunde, und zwei unhybridisierte p-Orbitale pro Kohlenstoff ermöglichen zwei π-Bonds.

In der Molekülorbitaltheorie ist die Hybridisierung ein Modellvereinfachung; unhybridisierte Orbitale bleiben eine nützliche Beschreibung für bestimmte Bindungstypen. Der Begriff dient der Orientierung chemischer Bindungsstrukturen und der Erklärung von pi- und lone-pair-Bindungen.