Tränennasengang

Tränennasengang bezeichnet den Tränen-Nasenkanal, der Teil des Tränen-Drainagesystems ist. Er transportiert Tränenflüssigkeit vom Tränensack durch den Nasenrachenraum in die Nasenhöhle. Durch diese Ableitung wird der Augenoberfläche Feuchtigkeit entzogen und das Tränenfilmgleichgewicht aufrechterhalten. Normalerweise arbeiten Tränenproduktion und -abfluss synchron, sodass die Augen feucht bleiben, ohne anhaltende Tränenbildung oder Entzündungen.

Anatomisch beginnt der Tränennasengang an der Tränenpünktchenstelle, zieht durch die Tränenkanälchen zum Tränensack und setzt sich als Nasolacrimalduct fort, der in der unteren Nasenmuschel in die Nasenhöhle mündet. Am distal gelegenen Ende liegt der Hasner-Vorhof, der den Durchfluss in die Nasenhöhle reguliert. Der Kanal ist relativ kurz und verläuft im Gesichtsinneren nahe der Nasenschleimhaut.

Klinisch ist der Tränennasengang besonders durch das Krankheitsbild der Tränennasenwegeobstruktion (nasolacrimal obstruction) relevant. Bei Säuglingen führt diese Verlegung häufig zu epiphora (tränenüberlauf) und milder, schleimiger Absonderung; viele Fälle lösen sich in den ersten Lebensmonaten spontan. Bei persistierender Obstruktion kommen Behandlungen wie sanfte Massagen des Tränensacks (Crigler-Manöver), Spülungen oder eine operative Durchgängigmachung des Kanals infrage. Dazu gehört die Probing- und Intubationsbehandlung sowie die Ballon-Dacryoplastik bzw. eine Dakryokystorhinostomie (DCR) bei erwachsenen oder refraktären Obstruktionen.

Diagnostische Ansätze umfassen klinische Prüfung, Spülversuche und bildgebende Verfahren bei Verdacht auf regenerierte oder komplizierte Obstruktionen. Komplikationen können Infektionen wie Dakryozystitis sein, weshalb eine zeitnahe Beurteilung sinnvoll ist.