Strafrechtsdiskussion

Strafrechtsdiskussion bezeichnet im deutschsprachigen Rechtsdenken die fortlaufende Debatte über das Strafrecht in Theorie und Praxis. Sie umfasst rechtstheoretische Grundlagen, dogmatische Fragen der Strafrechtswissenschaft sowie politische und gesellschaftliche Erwägungen, wie Strafnormen ausgestaltet, angewendet und rechtspolitisch legitimiert werden sollten.

Zentrales Gegenstand der Strafrechtsdiskussion ist die Struktur des Straftatbestands: Tatbestand, Rechtswidrigkeit und Schuld. Es wird erörtert, wann ein Verhalten strafbar ist, in welcher Weise Rechtswidrigkeit entfallen oder gemildert werden kann, und wie Schuld vorzuwerfen ist. Dazu gehören Fragen der Kausalität, des Vorwerfs sowie der Verantwortlichkeit der Täterinnen und Täter, auch im Hinblick auf persönliche Umstände und Denk- oder Steuerungsfähigkeit.

Darüber hinaus diskutiert die Strafrechtsdiskussion die Zwecke der Strafe (General- und Spezialprävention, Resozialisierung, Warnfunktion, Gerechtigkeitsaspekt) und wie diese Zwecke mit dem Strafrahmen, Nebenstrafen, Freiheitszug und anderen Maßnahmen zusammenwirken.

Auf dem Feld der Reformen stehen Fragen der Strafrechtsaufarbeitung, der Kriminalisierung neuer Verhaltensweisen, der Grenzen staatlicher Eingriffe, der Menschenrechte und der EU- bzw. Völkerrechtlichen Vorgaben. Der Diskurs verknüpft Rechtsdogmatik mit Rechtsvergleichung, Kriminologie, Ethik und Sozialpolitik, insbesondere in Bereichen wie Jugendstrafrecht, Cyberkriminalität und Sanktionen.