Sprosswachstum

Sprosswachstum bezeichnet die Längen- und Dickenveränderung des Sprosses bei Pflanzen. Es umfasst primäres Wachstum, das durch das apikale Meristem an der Sprossspitze erfolgt und zu einer Längenzunahme führt, sowie sekundäres Wachstum, das durch das vaskuläre Kambium und das Korkkambium die Dicke erhöht und bei vielen Bäumen und Sträuchern auftritt.

Die Grundlage des Sprosswachstums sind Meristeme. Das apikale Meristem an der Sprossspitze sorgt durch Zellteilung für neues Gewebe und damit für Längenzuwachs. In vielen Pflanzen treten auch axillare Meristeme in den Blattachseln sowie interkalare Meristeme in Gräsern auf, die lokale Längenzunahme ermöglichen. Die Entwicklung wird stark von Hormonen gesteuert, insbesondere von Auxin, das aus dem Sprossapikal produziert wird und die apikale Dominanz regelt; Cytokinine, Gibberelline und Ethylen wirken ergänzend.

Primäres Wachstum erfolgt durch Zellteilung und anschließende Zelldehnung im apikalen Meristem, besonders in den Internodien, wodurch der Spross in die Länge wächst. Blattanlagen, Blätter und Knospen entstehen aus den Strukturen des Meristems. Das Sprosswachstum wird durch Umweltfaktoren beeinflusst: Lichtqualität und -menge (Photomorphogenese, Phototropismus), Temperatur, Wasser- und Nährstoffverfügbarkeit sowie CO2-Konzentration. Die Rückkopplung durch apikale Dominanz hemmt das Wachstum benachbarter Knospen, wodurch Form und Verzweigung beeinflusst werden.

Bei verholzenden Pflanzen sorgt sekundäres Dickenwachstum über das vaskuläre Kambium und das Korkkambium für die Bildung von Holz und Rinde. In Gräsern ist oft das interkalare Meristem relevant. Das Sprosswachstum hat ökologische Bedeutung bei der Lichtaufnahme, Konkurrenz im Pflanzenbestand und bei landwirtschaftlichen Kulturen, wo Steuerung von Wachstum und Form Ertrags- und Qualitätsaspekte beeinflusst.