Spannungsgeschichte

Spannungsgeschichte bezeichnet die Geschichte, Theorie und Praxis der Erzeugung von Spannung in narrativen Formen. Im Mittelpunkt steht, wie Autorinnen und Autoren Erwartung erzeugen, Risiken darstellen und den Ausgang unsicher halten. Der Begriff findet Anwendung in Literatur, Theater, Hörspiel, Film, Fernsehen und zunehmend in digitalen und interaktiven Medien.

Historisch lässt sich Spannungsgeschichte von den frühen Formen romantischer und Gothic-Literatur bis zur modernen Detektiv- und Thrillerszene nachzeichnen. Charakteristische Entwicklungen sind der Aufbau von Spannungsbögen, die Platzierung von Rätseln, falschen Fährten und Cliffhangern, sowie der Wechsel von Nähe und Distanz zum Bezugspersonen oder Erzähler. In der Film- und Fernsehgeschichte wurde Spannung maßgeblich durch Schnitt, Perspektive, Musik und Sounddesign gesteigert; im Hörspiel und Radio erreichte sie durch Stimme, Geräusche und innere Monologe eine besonders direkte Wirkungsweise. In der Literatur des 20. Jahrhunderts prägten Krimi-, Noir- und Psychothriller-Variationen die Form, während sich im Gegenwartsroman und in Serienkomplexen Langzeitspannung durch fortlaufende Handlungsstränge ergibt.

Methodisch wird Spannung oft mit Begriffen wie Erwartung, Risiko, Tempo und Informationskontrolle beschrieben. Theoretische Ansätze verknüpfen Narrative Strukturen, Dramaturgie, Intertextualität und Produktionstechnik. Spannungsformen variieren kulturell: unterschiedliche Traditionen in Deutschland, dem angelsächsischen Raum und anderen Kulturen führen zu spezifischen Erzähl- und Umsetzungsmustern.