Reaktorsicherheit

Reaktorsicherheit bezeichnet die Gesamtheit der technischen, organisatorischen und rechtlichen Maßnahmen, um Kernschmelzen zu verhindern, radiologische Freisetzungen zu minimieren und die Auswirkungen eines Störfalls zu begrenzen. Ziel ist der Schutz von Bevölkerung, Arbeitnehmern und Umwelt sowie die Sicherstellung eines kontrollierten Stilllegungsprozesses.

Zentrale Konzepte sind das Mehrbarrierenprinzip, Redundanz und Unabhängigkeit wichtiger Systeme sowie differenzierte Schutzschichten, die Design-, Betriebs- und Notfallsicherheit umfassen. Der Einsatz passiver Sicherheitsmerkmale, die auch ohne externe Eingriffe funktionieren, ergänzt aktive Systeme. Kernbereiche der Reaktorsicherheit umfassen den Brennstoff- und Kühlkreislauf, den Reaktorkern, das Containment, die Sensorik sowie Steuer- und Sicherheitssysteme.

Die Sicherheitsarchitektur ergibt sich aus dem Design, den Betriebsvorschriften, regelmäßigen In-Service-Inspektionen und dem Notfallmanagement. Sicherheitsnachweise erfolgen durch deterministische Analysen und probabilistische Sicherheitsanalyse (PSA), um ein vollständiges Bild von Risiken und Schutzmaßnahmen zu erhalten.

Regulierung erfolgt durch nationale Atomaufsichtsbehörden im Rahmen von Rechtsvorschriften, Genehmigungen und Periodic Safety Reviews. Internationale Standards und Empfehlungen stammen von Organisationen wie der IAEA, IEC, ISO und EU-Richtlinien. Regelmäßige Sicherheitsprüfungen, Stresstests und gut vorbereitete Notfallpläne sind üblich.

Aktuelle Entwicklungen betreffen Generation-III/III+ Reaktoren mit verbesserter passiver Sicherheit, das wachsende Interesse an kleinen modularen Reaktoren (SMR) sowie eine verstärkte Betonung von Sicherheitskultur, Transparenz und Langzeitstilllegung. Zu den Herausforderungen zählen Alterung, Entsorgung, Standortvorsorge und international harmonisierte Sicherheitsstandards.