Reaktionsturbiner

Reaktionsturbinen sind eine Klasse von Turbinen, bei der der Druckabfall und die Energieübertragung durch Blätter erfolgen, die sowohl im stationären Teil (Stator) als auch im rotierenden Teil (Rotor) angeordnet sind. Die Blattprofile wirken wie aerodynamische Flügel; die Strömung wird durch beide Blattsätze abgelenkt, wodurch sich ein Druckgradient über jede Stufe bildet und Arbeit am Rotor verrichtet wird. Typischerweise wird der Druck nicht nur in einer reinen Düsenstufe, sondern über mehrere Stufen verteilt, sodass ein Teil der Druckabnahme sowohl im Stator- als auch im Rotorbereich erfolgt.

Im Gegensatz zu reinen Impulsturbinen, bei denen der Druckabbau überwiegend in Düsen erfolgt und der Rotor überwiegend Impulsen ausgesetzt ist, trägt in einer Reaktionsturbine der Rotor aktiv zum Druckabfall bei. Viele moderne Turbinen verwenden eine Mischung aus Impuls- und Reaktionsmerkmalen, wobei sich Blätter in verschiedenen Stufen abwechseln, um Effizienz, Tragfähigkeit und Leistung bei hohen Drehzahlen zu optimieren.

Anwendungen liegen vor allem in Dampfturbinenstufen von Kraftwerken, insbesondere in Hoch- und Mitteldruckstufen, wo hohe Druckdifferenzen und gute Strömungsführung erforderlich sind. Reaktionsturbinen ermöglichen kompaktere Bauformen und profitieren von gut kontrollierbaren Strömungsverläufen, erfordern jedoch präzise Blattprofile, Qualitätsmaterialien und oft Kühlung oder Temperaturmanagement bei hohen Betriebsparametern. Insgesamt sind Reaktionsturbinen eine zentrale Baugruppe in modernen Energie- und Antriebssystemen, die Effizienz und Leistung durch die koordinierte Gestaltung von Stator- und Rotorschaufeln erzielt.