Netzleitstelle

Netzleitstelle, kurz für Netzwerkleitstelle, bezeichnet eine zentrale Einrichtung, in der Betreiber eines Netzes – insbesondere der elektrischen Energieversorgung – das Netz in Echtzeit überwachen und steuern. Ziel ist eine sichere, zuverlässige und wirtschaftliche Versorgung der Nutzer sowie die Koordination von Einspeisung, Verbrauch und Netzauslastung. Der Begriff wird vor allem im Zusammenhang mit Hoch- und Mittelspannungsnetzen verwendet.

Zu den Aufgaben einer Netzleitstelle gehören die kontinuierliche Netzzustandsdarstellung, das Erkennen von Spannungs- und Frequenzabweichungen sowie das Initiieren von Einsätzen wie Einspeisungs- und Redispatch-Maßnahmen, Regelung von Spannung und Frequenz sowie Transformatorsteuerung. Im Störungsfall werden betroffene Netzabschnitte schnell isoliert, die Störung analysiert und die Wiederherstellung koordiniert. Zudem werden Planung, Betrieb und Störungsauswertung miteinander verzahnt, um Betriebssicherheit und schnelle Wiederinbetriebnahme zu gewährleisten.

Für Planung und Sicherheit nutzen Netzleitstellen komplexe Systeme wie SCADA, EMS (Energy Management System) sowie DMS (Distribution Management System), unterstützt durch Zustandsschätzung, Netzmodellierung und Contingency-Analysen gemäß Sicherheitskriterien (z. B. N-1). Informationen fließen zwischen Netzbetrieb, Marktbetreibern und Einsatzorganisationen, um eine effiziente, sichere Netzführung zu ermöglichen.

Im deutschen Kontext betreiben die vier Transnetzbetreiber (50Hertz, Amprion, TenneT, TransnetBW) Netzleitstellen für das Hoch- und Mittelspannungsnetz, koordiniert mit zahlreichen Verteilnetzbetreibern. Netzleitstellen tragen wesentlich zur Integration erneuerbarer Erzeugung, zur Bereitstellung von Ausgleichs- und Reservekapazitäten sowie zur Störungsbewältigung bei. Die Arbeit erfolgt rund um die Uhr in Schichtdiensten, mit direkter Kommunikation zu Energiehandel, Einspeisung und Netzausfällen.