Netzkapazitätsengpässen

Netzkapazitätsengpässe sind Situationen, in denen das elektrische Übertragungsnetz nicht in der Lage ist, alle benötigten Stromflüsse oder -mengen zu transportieren. In solchen Fällen kommen Engpässe in bestimmten Leitungen oder Verbindungsstrecken zwischen Regionen oder Ländern zustande, wodurch die Transferkapazität begrenzt wird und nicht alle Erzeugungs- oder Nachfragemengen zuverlässig versorgt werden können.

Ursachen für Netzkapazitätsengpässe sind unter anderem eine ungleichmäßige geographische Verteilung der Erzeugung, insbesondere viel erneuerbare Energie in abgelegenen Regionen, der steigende Transitintrastrukturbedarf durch grenzüberschreitende Verbindungen, sowie Verzögerungen oder Kostenlimits beim Ausbau von Hoch- und Höchstspannungsnetzen. Hinzu kommen Ursachen wie Steuerungs- und Kontrollmechanismen des Netzes, N-1-Sicherheitsvorgaben und schwankende Stromflüsse aufgrund der Natur der Erzeugung.

Die Folgen von Engpässen zeigen sich in reduzierter Wanderung von Elektrizität, was zu Redispatch-Maßnahmen, also Eingriffen in die Erzeugung, und zu vorübergehenden Einspeisungen oder -beschränkungen bei erneuerbaren Anlagen führen kann. Daneben entstehen Preisunterschiede zwischen regionalen Märkten, sogenannte Congestion-Rents, sowie erhöhte Kosten für Netzbetreiber und Marktteilnehmer. Langfristig beeinflussen Engpässe die Planung der Energieversorgung und den Umbau hin zu mehr erneuerbaren Energien.

Zur Bewältigung werden Netzausbauprojekte vorangetrieben, einschließlich neuer Hochspannungsleitungen, HVDC-Verbindungen und verbesserten Verteilungs- sowie Grenzkapazitäten. Ergänzend setzen Betreiber auf bessere Netzplanung, Speicherlösung, Nachfragedynamik und Marktmechanismen wie flow-based Kapazitätszuweisung sowie Reformen der Redispatch-Verfahren, um Engpässe effizienter zu managen. In Europa zielt dies auf eine engere Kooperation der Übertragungsnetzbetreiber und eine größere Interkonnektor-Kapazität ab.