Mutterkuhhaltung

Mutterkuhhaltung ist eine Form der Rinderhaltung, bei der die Kälber während der Saugzeit bei der Mutter bleiben und nicht unmittelbar nach der Geburt getrennt werden. Ziel ist es, die natürliche Kalbsaufzucht zu ermöglichen, die Mutter-Kalb-Beziehung zu fördern und die Tiere in einem weide- oder Stallbetrieb langlebig zu halten.

In der Praxis erfolgt die Aufzucht häufig in Gruppen aus Muttertieren und ihren Kälbern, oft auf Weiden oder in gemischten Stall-Weide-Systemen. Die Kälber nehmen die Muttermilch in natürlichen Saugzeiten auf; nach einer betriebsspezifischen Saugphase werden die Kälber abgesetzt oder getrennt, um weitere Aufzucht oder Mast zu ermöglichen. Die Kühe setzen danach ihren Brunstzyklus fort und können erneut kalben. Fütterung besteht überwiegend aus Gras, Heu und Silage; Kraftfutter wird je nach Zielsetzung eingesetzt.

Zu den Vorteilen gehören eine naturnahe Aufzucht, eine bessere Entwicklung sozialer Verhaltensweisen und oft eine geringere Stressbelastung bei der Kalbsabsonderung. Die Weide­nutzung kann effizient erfolgen, besonders in extensiven Systemen. Nachteile sind ein erhöhter Arbeits- und Managementaufwand, eine spezialisierte Infrastruktur für Gruppenhaltung oder Weidebetrieb sowie potenziell geringere Milchleistung der Kühe im Vergleich zu Systemen, bei denen die Milch primär für den menschlichen Verzehr genutzt wird.

Wirtschaftlich ist Mutterkuhhaltung insbesondere in Regionen mit ausgedehnten Weideflächen verbreitet. Sie wird häufig mit regionalen Vermarktungsformen, Bio-Standards oder extensiver Bewirtschaftung verbunden und erfordert eine sorgfältige Abstimmung von Weideangebot, Kalbsaufzucht und Fleisch-/Kälbermarkt.