Mehrfachvererbung

Mehrfachvererbung, auch polygenische Vererbung genannt, beschreibt die Vererbung von Merkmalen, die von vielen Genen beeinflusst werden. Jedes Gen trägt einen kleinen, additiven Anteil zur Ausprägung bei, sodass solche Merkmale meist als kontinuierliche Merkmalskalen auftreten statt in klar abgegrenzten Varianten zu erscheinen.

Die zugrunde liegende genetische Architektur umfasst additive Effekte mehrerer Loci, sowie nicht-additive Interaktionen wie Dominanz und Epistasis. Umweltfaktoren können die phänotypische Ausprägung ebenfalls beeinflussen. In der Quantitativen Genetik werden Varianzkomponenten unterschieden, unter anderem additive VA, nicht-additive VD und epistatische VI. Die Gesamtheit dieser Einflüsse bestimmt die phänotypische Varianz VP. Häufig folgt die Verteilung dem Normalverteilungsmuster, was die statistische Analyse erleichtert. Einige Merkmale zeigen Schwellenverhalten, bei dem erst ab Überschreitung einer Summenwirkung ein bestimmtes Merkmal sichtbar wird.

Typische Beispiele sind Körpergröße, Haut- und Haarfarbe, sowie andere Merkmale, die in Populationen eine stetige Variation zeigen. Umweltbedingungen wie Ernährung oder Lebensstil können den Effekt genetischer Faktoren verstärken oder abschwächen.

In Forschung und Praxis ist Mehrfachvererbung zentral für die Züchtung, die Erfassung von Erblichkeit und die Entwicklung polygenischer Risikoprofile in der Medizin. Die Theorie der Mehrfachvererbung baut auf den Mendelschen Gesetzen auf, erweitert sie jedoch auf die Wirkungsweise vieler Gene und deren Interaktionen. Historisch markierte sie den Übergang von der Mendelschen zu einer quantitativen Vererbungslehre, die heute Kernkenntnis der Genetik ist.

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