Marktstrukturansätze

Marktstrukturansätze bezeichnet eine Gruppe analytischer Ansätze in der Industriellen Ökonomie und der Wettbewerbspolitik, die die Marktstruktur als primären Determinanten des Verhaltens von Unternehmen und der Marktleistung betrachten. Typische Merkmale sind die Fokussierung auf Merkmale wie die Anzahl der Anbieter, Marktkonzentration, Produktdifferenzierung, Eintrittsbarrieren, Transparenz und vertikale Integration. Zur Quantifizierung werden Indizes wie der Konzentrationsquotient (CRn) oder der Herfindahl-Hirschman-Index (HHI) herangezogen.

Der klassische Strukturansatz wird vor allem mit dem Struktur-Verhalten-Leistung (SCP) Paradigma assoziiert: Die Marktstruktur bestimmt das Verhalten der Unternehmen, welches wiederum die Marktleistung und Wohlfahrt beeinflusst. In der Praxis dient er der Wettbewerbsanalyse, Regulierung und Fusionskontrolle. Kritik an SCP betont, dass Struktur allein nicht alle Leistungsunterschiede erklärt und dass Verhaltensformen, Produktivität, Innovation sowie dynamische Effekte zentral sind.

Weitere Marktstrukturansätze umfassen heuristische Struktur- oder Branchenansätze wie Porters Five Forces, die Konkurrenzdruckanalyse auf Branchenebene, sowie neuere Beiträge der Neuen IO, die dynamische Wettbewerbselemente, Spieltheorie und Interdependenzen stärker berücksichtigen. Mit dem Aufkommen digitaler Märkte wurden auch Netzwerk- und Plattformeffekte in Strukturüberlegungen einbezogen.

Anwendungen finden sich in der Wettbewerbspolitik, etwa bei der Beurteilung von Fusionen, Marktuntersuchungen, Regulierung und der Bewertung von Marktzutrittsbarrieren. Limitationen bleiben, dass auch verhaltensorientierte Aspekte, informative Unsicherheit und globale Wertschöpfungsketten berücksichtigt werden müssen.