Kulturabhängigkeit

Kulturabhängigkeit bezeichnet die Beobachtung, dass bestimmte Phänomene, insbesondere Wahrnehmung, Kognition, Emotion, Verhalten und die Bedeutung von Handlungen, stark vom kulturellen Kontext abhängen. Kulturen liefern unterschiedliche Normen, Werte, Sprachmuster, soziale Rollen und Rituale, die Erwartungen und Interpretationen formen. Folglich lassen sich Phänomene wie Wahrnehmung von Zeit, Raum, Gesundheit, Krankheit, Moraldiskurse und Kommunikation unterschiedlich erfahren und bewerten.

In der Wissenschaft wird der Begriff vor allem in der Transkulturalitätsforschung, der Kulturpsychologie und der Anthropologie verwendet. Forschungen zeigen, dass Symptome, Heilmuster und Hilfsverhalten in verschiedenen Kulturen variieren können; in der Psychiatrie spricht man von kulturgebundenen Syndromen, die in bestimmten kulturellen Kontexten Sinn ergeben, während sie in anderen Kontexten weniger bedeutsam sind.

Beispiele für kulturabhängige Ausdrucksformen sind Ängste, Depressionen oder somatische Beschwerden, die in bestimmten Kulturen typischerweise auftreten oder auf eine kulturspezifische Weise interpretiert werden. Zu den oft zitierten kulturgebundenen Syndromen gehören amok, koro oder das Dhat-Syndrom. Auch in der Soziologie, Linguistik und Kommunikationswissenschaft beeinflussen kulturelle Kategorien Diskurs, Etikettierung und Bedeutungszuschreibung.

Kritisch betont die Forschung die Notwendigkeit kultureller Sensibilität und methodischer Äquivalenz. Übertriebene Universalismen riskieren Ethnozentrismus; Übersetzung, Operationalisierung von Konstrukten und die Vergleichbarkeit von Instrumenten erfordern sorgfältige Anpassung und Kontextbezug.

Siehe auch: Kulturrelativismus, kulturgebundene Syndrome, Transkulturalität, Cross-Cultural Psychology.