KohlezuFlüssig

KohlezuFlüssig, englisch coal-to-liquid (CTL), bezeichnet Verfahren zur Umwandlung von Kohle in flüssige Kohlenwasserstoffe wie Benzin, Diesel oder Kerosin. CTL umfasst sowohl direkte Verfahren, bei denen Kohle direkt in Flüssigprodukte umgewandelt wird, als auch indirekte Verfahren, die Kohle zunächst in Synthesegas (Kohlenmonoxid und Wasserstoff) vergasen und dieses Gas anschließend durch die Fischer-Tropsch-Synthese in Flüssigkeiten überführen.

Bei der indirekten CTL (ICL) wird Kohlegas aus der Vergasung gewonnen, anschließend im Fischer-Tropsch-Reaktor in eine Mischung aus Kohlenwasserstoffen überführt und veredelt. Die direkte CTL (DCL) nutzt Hochdruckhydrierung und lösemittel- sowie katalysatorbasierte Prozesse, um Kohle direkt in Flüssigprodukte umzuwandeln.

Historisch hat CTL besonders nach dem Zweiten Weltkrieg und während der Ölkrisen an Bedeutung gewonnen. Die bekanntesten Großanlagen befinden sich in Südafrika (Sasol); Deutschland, China und andere Länder führten Studien, Pilotanlagen oder begrenzte industrielle Versuche durch. Wirtschaftlich hängt CTL stark von Ölpreisen, Investitionskosten und regulatorischen Rahmenbedingungen ab, weshalb es weltweit bislang nur begrenzt verbreitet ist.

Umweltaspekte stehen im Zentrum der Bewertung von CTL: CO2-Emissionen pro Energieeinheit sind tendenziell höher als bei konventionellem Erdöl, und der Wasserverbrauch sowie lokale Umweltfolgen sind relevant. Technische Optionen wie CO2-Abscheidung und Speichertechnologie (CCS) können Emissionen reduzieren, erhöhen jedoch Kosten und Komplexität.

Die Endprodukte umfassen Diesel, Kerosin und Benzin sowie weitere flüssige Kohlenwasserstoffe. CTL-Kraftstoffe können in vorhandene Infrastrukturen verwendet werden, jedoch unterscheiden sich ihre Eigenschaften in Schwefelgehalt, Oktanzahl bzw. Kälteverhalten und sie müssen ggf. an Fahrzeug- bzw. Luftfahrtstandards angepasst werden. CTL dient oft als strategische Option zur Reduzierung der Abhängigkeit von Erdöl, bleibt aber aufgrund wirtschaftlicher und ökologischer Risiken umstritten.