Klinischrelevant

Klinischrelevant bezeichnet in der medizinischen Fachsprache die praktische Bedeutung eines Befunds, einer Intervention oder eines Ergebnisses für die Patientenversorgung. Im Gegensatz zur statistischen Signifikanz bezieht sich klinische Relevanz darauf, ob die Größe des Effekts, die Auswirkungen auf Symptome, Funktion oder Lebensqualität sowie Nutzen-Risiko-Abwägungen den Praxisalltag beeinflussen und eine Änderung der Behandlung rechtfertigen.

Zur Bestimmung klinischer Relevanz werden verschiedene Konzepte herangezogen, darunter der MCID (Minimal Clinical Important Difference; auf Deutsch: minimaler klinisch relevanter Unterschied). Es werden auch absolute oder relative Risikoreduktionsmaße, die Zahl der zu behandelnden Patienten (NNT) sowie patientenbezogene Ergebnisse wie Funktionsstatus oder Lebensqualität berücksichtigt. Zusätzlich spielen Nebenwirkungen, Kosten, Zugänglichkeit und Patientenpräferenzen eine Rolle.

Die Bestimmung ist kontextabhängig: Der Grad der Relevanz hängt vom Krankheitsstadium, dem Ausgangsrisiko, Begleiterkrankungen, dem Setting (Primärversorgung vs. Klinik) und individuellen Werten ab. Ergebnisse, die in einer Population klinisch relevant erscheinen, müssen nicht universell gelten.

In der Wissenschaft wird der Begriff genutzt, um zu kennzeichnen, dass Ergebnisse nicht nur statistisch signifikant, sondern auch in der Praxis bedeutsam sind. Leitlinien, Behandlungsentscheidungen und Gesundheitsökonomie berücksichtigen häufig klinische Relevanz, um Nutzen für Patienten sicherzustellen. Dennoch bleibt die Beurteilung oft subjektiv und herausfordernd.