Kasuswahl

Kasuswahl bezeichnet in der Grammatik die Menge der Regeln, nach denen ein Nomen, Pronomen oder eine Nominalgruppe in einem bestimmten Satz den richtigen Kasus erhält. Sie ist besonders in Sprachen mit ausgeprägtem Kasussystem wichtig, z. B. Deutsch, Russisch oder Finnisch, wo Kasusform die grammatische Funktion eines Ausdrucks markiert.

Die Kasuswahl ergibt sich aus mehreren Quellen. Verben legen durch ihre Subkonstruktion fest, welche Kasusformen ihre Argumente erhalten (Valenz/Subkategorie). Prepositionen verlangen oft bestimmte Kasusformen, wodurch die syntaktische Rolle eines Ausdrucks weiter bestimmt wird. Ebenso kann der Semantik- bzw. Thematische Fokus einer Äußerung Einfluss haben, etwa durch fest verknüpfte Phrasenstrukturen. In einigen Sprachen existieren auch kirjettenspezifische Kasus wie Genitivobjekte, die von bestimmten Verben regiert werden (z. B. gedenken/des Verstorbenen).

Im Deutschen treten typische Kasusverteilungen deutlich zutage. Bei ditransitiven Verben wie schenken erhält der Empfänger den Dativ, das zu Schenkende den Akkusativ: Ich schenke dem Kind den Ball. Bestimmte Verben verlangen Genitivobjekte, z. B. gedenken: Ich gedenke des Verstorbenen. Präpositionen können je nach Bedeutung Akkusativ oder Dativ regieren; auch Richtungsangaben mit in zeigen den Unterschied: Ich bin in dem Haus (Ort), Ich gehe in das Haus (Richtung).

Kasuswahl variiert stark zwischen Sprachen. In Sprachen mit festem Kasussystem ist sie zentral für die Satzbedeutung, während Sprachen mit stärkereren Hilfsmitteln wie Präpositionen oder flexibler Wortstellung alternative Mittel nutzen. Insgesamt dient Kasuswahl der klaren Kennzeichnung von Funktion und Bezug innerhalb eines Satzes.