Invaginieren

Invaginieren beschreibt das Eindellen oder Einrollen eines Gewebes, einer Zelllage oder einer Membran in sich selbst oder in ein benachbartes Gewebe. Das daraus entstehende Eindellungsgebiet wird als Invagination bezeichnet. Der Begriff stammt aus dem Lateinischen invaginare, „eindrücken“ oder „einschieben“.

In der Embryologie wird Invagination als Mechanismus der Gastrulation genutzt: Eine Zellschicht faltet sich nach innen, bildet Höhle oder eine Rohrstruktur wie den frühen Darm, und legt dadurch den Grundbauplan des Embryos fest. Typisch sind Veränderungen der Zellformen, Aktin-Myosin-Contractilität und Signale, die die Zellbewegung steuern.

In der Medizin bezeichnet Invagination auch den pathologischen Zustand der Invagination, bekannt als Intussuszeption, bei dem ein Darmabschnitt in den unmittelbar benachbarten Abschnitt hineinragt. Dieser Zustand ist besonders bei Kindern häufig und erfordert zeitnahe Abklärung. Typische Beschwerden sind kolikartige Bauchschmerzen, schaumig-blutiger Stuhl, Übelkeit und Erbrechen. Die Diagnostik erfolgt oft per Ultraschall, Befund „Targetsign“, oder durch Röntgen-/Kontrastuntersuchungen. Die Behandlung umfasst in der Regel eine nichtoperative Hydro- oder Luftdarstellung, bei Versagen oder komplizierten Fällen eine Operation.

In der Zellbiologie beschreibt Invagination auch das Einstülpen von Plasmamembran in Vesikelbildung (Endozytose) und in der Entwicklungsbiologie die Bildung von Einstülpungsstrukturen wie der Neuralplatte, die zur Bildung des Neuralrohrs beitragen kann.

---