Fibrinogenbedarf

Fibrinogenbedarf bezeichnet den Bedarf an Fibrinogen zur Wiederherstellung oder Aufrechterhaltung der Hämostase bei Patienten mit Fibrinogenmangel oder während aktiver Blutung. Fibrinogen ist ein lösliches Plasmaprotein, das in der Koagulation zu Fibrin vernetzt. Normalwerte liegen ungefähr zwischen 2,0 und 4,0 g/L (200–400 mg/dL). Bei massiven Blutungen oder Verbrauchskoagulopathien sinkt der Spiegel, was eine Replacement erforderlich macht.

Der Bedarf wird aus dem gemessenen Istwert und dem angestrebten Zielwert abgeleitet. Typischerweise berechnet man die benötigte Zufuhrmenge aus der Differenz des Ziel- und Istwerts multipliziert mit dem Plasmavolumen (Benötigtes Fibrinogen in Gramm ≈ Differenz in mg/dL × Plasmasvolumen in dL ÷ 1000). Ersatzstoffe sind Fibrinogenkonzentrat, Kryopräzipitat oder Frischgefrorenes Plasma (FFP); die Wahl hängt von Verfügbarkeit, klinischem Kontext und Richtlinien ab. Die Produktpotenz variiert, daher erfolgt die Dosis oft individuell.

Zielwerte unterscheiden sich nach dem klinischen Kontext. Bei aktiven Blutungen werden häufig Werte von 150–200 mg/dL angestrebt; bei schweren Koagulationsstörungen, wie obstetrischer Koagulopathie oder DIC, können höhere Zielwerte von 200–400 mg/dL sinnvoll sein.

Die Wirksamkeit wird mit Laboruntersuchungen (Clauss-Fibrinogen, Fibrinogen-Antigen) und viskoelastischen Tests wie ROTEM/TEG überwacht. Nach Gabe von Fibrinogenersatz erfolgt die Kontrolle zeitnah, je nach Produkt und Situation oft innerhalb weniger Minuten bis Stunden. Besondere Beachtung gilt bei Lebererkrankungen, Schwangerschaft und weiteren Risikofaktoren für Thrombose.