Aufführungspraxen

Aufführungspraxen bezeichnet ein Konzept in der Organisations- und Sozialforschung, das die alltäglichen Praktiken beschreibt, durch die Arbeit ausgeführt und Dienstleistungen erbracht werden. Im Gegensatz zu formal geplanten Abläufen rückt es das, was Menschen tatsächlich tun, in den Mittelpunkt.

Etymologisch setzt sich der Begriff aus Aufführung (Ausführung, Umsetzung) und Praxis (gelebte Praxis) zusammen. Aufführungspraxen umfassen Routinen, standardisierte Arbeitsanweisungen, implizites Wissen, situatives Improvisieren sowie die koordinierte Einbindung von Menschen, Werkzeugen und Technologien.

In der Praxisforschung wird Aufführungspraxen oft mit der Theorie praktischer Handlungen verbunden. Sie betont, dass organisationale Fähigkeiten aus konkreten Handlungen entstehen, die in Interaktion mit Artefakten, Regeln und anderen Akteuren erfolgen.

Beispiele finden sich in Produktion, Gesundheitswesen, Dienstleistungssektoren. In der Fertigung umfassen Aufführungspraxen etwa Montageabläufe, Qualitätsprüfungen und die Entscheidungen der Arbeitenden. Im Krankenhaus zeigen sich Aufführungspraxen in Patientendurchlauf, Dokumentation, Kommunikation im Team.

Methodisch nutzen Forscher Beobachtung, Ethnographie, Videoanalysen, Interviews, um die Praktiken zu erfassen und zu beschreiben, die oft hinter formalisierten Prozessbeschreibungen versteckt bleiben.

Kritik richtet sich gegen das Risiko einer zu engen oder vagen Definition. Dennoch bietet der Begriff ein nützliches analytisches Instrument, um Abweichungen zwischen geplantem Prozessdesign und tatsächlicher Umsetzung zu erklären und Arbeitsabläufe gezielt zu verbessern.