Zweideutigkeiten

Zweideutigkeiten, auch Mehrdeutigkeiten genannt, bezeichnen in der Sprachwissenschaft die Mehrdeutigkeit eines Ausdrucks, der mehr als eine plausible Interpretation zulässt. Sie kann auf Wort-, Satz- oder Diskursebene entstehen und unterschiedliche Ursachen haben. Oft hängt eine Zweideutigkeit davon ab, wie viel Kontext vorhanden ist und wie flexibel Bedeutung und Struktur interpretiert werden können.

Zu den Haupttypen gehören die lexikalische, die syntaktische und die prämisabhängige (oder pragmatische) Zweideutigkeit. Lexikalische Zweideutigkeit entsteht, wenn ein Wort mehrere Bedeutungen hat, wie Bank, das sowohl Sitzgelegenheit als auch Geldinstitut bedeuten kann. Syntaktische Zweideutigkeit ergibt sich aus der Satzstruktur, zum Beispiel bei Sätzen wie „Ich sah den Mann mit dem Fernglas“, bei denen unklar bleibt, ob das Fernglas der Mann besitzt oder ob der Sprecher ihn damit sah. Pragmatische Zweideutigkeit hängt stärker vom Kontext ab und betrifft Absichten, Ironie oder implizite Bedeutungen, die erst durch Verwendungssituation erkannt werden.

Ursachen liegen in Polysemie und Homonymie, aber auch in der Mehrdeutigkeit von Quantoren, Relativsätzen oder temporalen Ausdrucksformen. In der Linguistik wird versucht, Zweideutigkeiten zu systematisieren und zu klassifizieren, um sie besser zu verstehen und aufzulösen. In der Praxis werden sie durch Kontext, Satzzeichen, Prosodie oder ergänzende Information oft geklärt. In der Computerlinguistik ist die automatische Entschlüsselung von Mehrdeutigkeiten ein zentrales Problem, das auf statistischen Methoden, Semantik und maschinellem Lernen basiert.