Vokalquantität

Vokalquantität bezeichnet in der Sprachwissenschaft die zeitliche Dauer von Vokalen. Sie beschreibt, ob ein Vokal kurz oder lang ausgesprochen wird, und ob dieser Unterschied bedeutsam ist. In Sprachen mit phonemischer Quantität bildet die Länge eines Vokals meist eine eigenständige Phonemklasse und kann Bedeutungsunterschiede erzeugen.

In vielen Sprachen ist Vokalquantität phonemisch relevant, darunter Deutsch, Finnisch, Ungarisch sowie Latein und andere historische oder gegenwärtige Sprachen. In solchen Sprachen beeinflusst die Vokaldauer sowohl die Wortbedeutung als auch die Struktur der Silben. In anderen Sprachen ist die Vokaldauer kein bedeutungsunterscheidendes Merkmal; hier kann die Länge der Vokale allophonisch variieren, abhängig von Betonung, Silbenkern oder der Umgebung.

Die Darstellung der Quantität variiert zwischen Sprachen. Orthografisch kann Länge durch Diakritika (zum Beispiel Makron) oder durch Doppelvokale angezeigt werden; in anderen Schriften bleibt die Differenz rein phonetisch und wird nicht in der Schrift markiert.

Vokalquantität wirkt sich auch auf Prosodie und Metrik aus. Lange Vokale oder schwere Silben beeinflussen das Silbengewicht und damit Rhythmus, Akzentuierung und Versstruktur. In der Phonologie wird Quantität oft als eigenständiges Merkmal modelliert, kann aber auch mit anderen Strukturmerkmalen wie Konsonantenquantität interagieren.

Zusammenfassend bezeichnet Vokalquantität die zeitliche Ausdehnung von Vokalen und deren Bedeutung für Lautung, Morphemgrenzen, Silbengewicht und rhythmische Muster von Sprachen.