Verhaltensfolge

Verhaltensfolge bezeichnet in der Verhaltensforschung eine zeitliche Abfolge von Handlungen, die aufeinander folgen und zusammen eine sinnvolle Sequenz bilden. Solche Folgen können spontan entstehen, durch äußere Reize ausgelöst werden oder sich über Lernprozesse ausbilden. In der Ethologie und der Verhaltenspsychologie wird die Struktur von Verhaltensfolgen untersucht, um zu verstehen, wie Handlungen organisiert, gesteuert und an Umweltbedingungen angepasst werden.

Eine häufige Unterform sind feste Verhaltensfolgen, auch Fixed Action Patterns (FAPs) genannt. Diese sind in der Regel stereotyp, laufen in einer bestimmten Abfolge ab und beginnen, sobald ein charakteristischer Reiz, ein Sign Stimulus, wahrgenommen wird. Nach dem Abschluss der Folge kann sie teilweise erneut auftreten, bleibt aber weitgehend unabhängig von unmittelbaren Rückmeldungen aus der Umwelt. Neben FAPs gibt es flexible Verhaltensfolgen, bei denen die Reihenfolge oder der Umfang der Handlungen je nach Situation variiert.

Methoden der Forschung umfassen systematische Beobachtung und die Kodierung von Verhaltensfolgen, oft ergänzt durch Sequenzanalysen und Modelle der Wahrscheinlichkeitsstruktur wie Übergangswahrscheinlichkeiten. Moderne Ansätze nutzen zeitliche Muster, um Vorhersagen über zukünftige Handlungen zu treffen oder um Unterschiede zwischen Arten, Individuen oder Lernzuständen zu identifizieren.

Die Analyse von Verhaltensfolgen liefert Einblicke in die Steuerung motorischer Programme, Lernprozesse und adaptive Strategien. Sie ist relevant für die Verhaltensforschung, Tierhaltung und Tierschutz, sowie für Anwendungen in Therapie, Pädagogik und in der Entwicklung von Verhaltensmodellen in der künstlichen Intelligenz.