Verfolgungswahn

Verfolgungswahn ist eine Form der Wahnvorstellung, bei der Betroffene fest überzeugt sind, verfolgt, belästigt oder bedroht zu werden. Er gehört zu den persecutory delusions und kann als eigenständige Wahnstörung (delusional disorder, persecutory type, ICD-10 F22.0) auftreten oder als Symptom bei anderen psychischen Erkrankungen wie Schizophrenie, schizoaffektiver Störung oder schweren affektiven Störungen. Auch Drogen- oder organische Erkrankungen können Verfolgungsphantasien auslösen.

Ursachen und Verlauf sind multifaktoriell: neurobiologische Faktoren, insbesondere Dopamin-Hyperaktivität, verbunden mit sozialen Stressoren und kognitiven Verzerrungen. Der Glaube an Verfolgung bleibt in der Regel fest verankert und widerlegt Gegenbeweise oft. Die Ausprägung reicht von milder bis zu schweren Wahninhalten; der Zustand kann stabil bleiben, sich verschlechtern oder im Rahmen anderer Erkrankungen auftreten.

Klinik: Typisch ist eine fixe, unbeirrbare Überzeugung, verfolgt oder belauscht zu werden. Betroffene zeigen Misstrauen, soziale Distanzierung, suchen nach Belegen für die Verfolgung und ergreifen Schutzmaßnahmen. Die Einsicht in die Fehlbarkeit der Überzeugung ist häufig eingeschränkt; Angst, Depression oder soziale Isolation können hinzukommen.

Diagnostik und Abgrenzung: Die Diagnose erfolgt psychiatrisch anhand der Anamnese und Exploration, gegebenenfalls mit strukturierten Interviews. Differentialdiagnosen umfassen wahnhafte Störung, organische Psychosen (z. B. Demenz, Delirium), Substanzinduzierte Psychosen sowie affektive Störungen mit psychotischen Merkmalen.

Behandlung und Prognose: Behandlung richtet sich nach der zugrunde liegenden Erkrankung. Antipsychotika (typisch oder atypisch) werden häufig eingesetzt; zusätzlich können kognitive Verhaltenstherapie, Psychoedukation, Sozialberatung und Unterstützung im Alltag helfen. Die Prognose variiert stark und hängt von Begleiterkrankungen, Behandlungserfolg und der Stabilität der Umwelt ab; frühzeitige Behandlung verbessert die Aussichten.