Umsetzungstreue

Umsetzungstreue bezeichnet das Maß, in dem eine geplante Intervention, ein Konzept oder ein Forschungsprotokoll in der Praxis so umgesetzt wird, wie es vorgesehen ist. Sie ist ein zentraler Begriff der Implementationsforschung und dient der Beurteilung, ob Unterschiede in Wirksamkeit oder Outcome auf das Design oder auf die Art der Umsetzung zurückzuführen sind.

Die Dimensionen der Umsetzungstreue umfassen in der Regel: (1) Kerninhalte, also ob die zentralen Bausteine der Intervention geliefert werden; (2) Dosis oder Intensität, etwa Anzahl und Dauer der Durchführungsmaßnahmen; (3) Qualität der Durchführung; (4) zeitliche Abfolge sowie (5) Teilnehmerreaktionen und -adäquates Feedback. Zudem wird oft unterschieden zwischen der Treue zum ursprünglichen Programm und notwendigen Anpassungen an lokale Gegebenheiten.

Umsetzungstreue wird in Bildungs-, Gesundheits-, Sozialprogrammen, in der Organisationsentwicklung sowie in der Software- und Prozessimplementierung verwendet. Die Messung erfolgt durch Beobachtungen, Checklisten, Protokolle, Audits, Interviews und Auswertungen von Dokumentationen. Für die Praxis wird häufig ein Fidelity-Index oder ähnliche Kennzahlen genutzt, um Abweichungen quantifizieren zu können.

Ein zentrales Spannungsverhältnis besteht zwischen Fidelity und Adaptionen. Kontextbedingte Anpassungen können notwendig sein, übermäßige Abweichungen können jedoch die Wirksamkeit gefährden. Hohe Umsetzungstreue korreliert oft mit besseren Effekten, ist jedoch kontextabhängig und mit ressourcen- sowie messbedingten Herausforderungen verbunden.