Semantikmerkmalen

Semantikmerkmale sind in der Linguistik abstrakte Eigenschaften, die zum Sinn eines Wortes oder einer Wortgruppe beitragen. Sie ermöglichen eine systematische Zerlegung der Bedeutung in einfachere Bausteine und dienen der kompositionalen Semantik, das heißt der Ableitung der Gesamtbedeutung aus den Bedeutungen der Teile.

Merkmale können binär sein (Merkmal vorhanden oder nicht, z. B. [+animate], [-animate]) oder skalare bzw. mehrwertige Werte haben (z. B. [+human] bis [-human] oder graduelle Werte). Typische Beispiele finden sich in der Lexik, etwa [+animate], [+concrete], [+count], [+human], [+edible]. Die Merkmale werden in Lexika und Grammatiken als Teil der Lexik beschrieben und über Feature-Strukturen zusammengeführt, die eine systematische Bedeutungsabildung ermöglichen.

Funktion und Anwendungen: Semantikmerkmale unterstützen die Semantik zusammengesetzter Ausdrücke, die Subkategorisierung von Verben, sowie die Behandlung von Selektions- und Zuordnungsrestriktionen. Sie helfen außerdem bei der Bestimmung von Subjekt-Objekt-Beziehungen und ermöglichen Typisierungen von Bedeutungsbeziehungen über Sprachen hinweg. Dadurch erleichtern sie vergleichende Arbeiten in der Sprachtypologie und die Modellierung der sprachlichen Valenz.

Kritik und Weiterentwicklung: Kritiker betonen, dass feste Merkmalslisten oft zu starr sind und kontextabhängige oder metaphorische Bedeutungen unzureichend abbilden. Moderne Ansätze ergänzen oder ersetzen Merkmale durch komplexere Repräsentationen, semantische Primes oder hybride Modelle, die Bedeutung flexibler und kontextsensitiver machen. Trotzdem bleiben Semantikmerkmale ein grundlegendes Instrument der Bedeutungsanalyse und -synthetisierung.