Reihenkollegialität

Reihenkollegialität bezeichnet eine Form der kollegialen Entscheidungsfindung, bei der Autorität über eine definierte Reihe von Kollegen hinweg verteilt ist. Entscheidungen werden nicht von einer einzelnen Führungsperson getroffen, sondern von einem in einer Reihenfolge angeordneten Kreis von Verantwortlichen, die gemeinsam Verantwortung tragen. Der Begriff kommt in der deutschsprachigen Fachliteratur zu Governance, Organisationssoziologie und öffentlicher Verwaltung vor und wird oft im Gegensatz zu hierarchischer Alleinahme von Entscheidungen verwendet.

Struktur und Prozess bestehen hierin, dass eine Reihe von Mitgliedern mit klar zugewiesenen Verantwortungsbereichen zusammenwirkt. Entscheidungen erfolgen in der Regel durch Konsens, qualifizierte Mehrheiten oder eine rotierende Moderation, wobei festgelegte Eskalationsregeln festlegen, wie bei Uneinigkeit weiter verfahren wird. Die Autorität liegt nicht bei einer einzelnen Person, sondern wird durch den Mechanismus der Reihe sichtbar geführt.

Zu den Vorteilen zählen eine höhere Legitimation der Entscheidungen, mehr Transparenz und eine breitere Akzeptanz, da unterschiedliche Perspektiven einbezogen werden. Außerdem wird Machtkonzentration reduziert und Verantwortlichkeit durch kollektives Handeln gestärkt. Die Form fördert Stabilität in langwierigen Entscheidungsprozessen und kann die Institutionen resilienter machen.

Herausforderungen sind langsameres Vorgehen, potenzielle Deadlocks und erhöhter Koordinationsaufwand. Erfolgreiche Reihenkollegialität verlangt klare Regeln, verlässliche Kommunikationswege und ein hohes Maß an Vertrauen unter den Beteiligten; sie ist weniger geeignet für zeitkritische Entscheidungen oder Krisensituationen.

Anwendungsfelder finden sich vor allem in der öffentlichen Verwaltung, in Gremien von Berufsverbänden, in kooperativ geführten Organisationen sowie in Experimenten der kollaborativen Unternehmensführung.

Siehe auch: kollegiale Führung, konsensorientierte Entscheidungsfindung, Rotationsprinzip.