Phagentherapie

Phagentherapie ist ein medizinischer Ansatz, bei dem Bakteriophagen – Viren, die spezifisch Bakterien infizieren – zur Behandlung bakterieller Infektionen eingesetzt werden. Typischerweise werden lytische Phagen verwendet, die nach Infektion der Bakterien deren Zellen zerstören. Die Therapie zielt auf eine hohe Spezifität gegenüber dem Erreger ab, wodurch andere Mikroorganismen im Körper weniger beeinflusst werden. Phagen können außerdem in der Behandlung von Biofilmen eine Rolle spielen, wo herkömmliche Antibiotika oft an Effektivität verlieren. Eine präzise Bestimmung des verursachenden Erregers ist daher wichtig, um den passenden Phagentyp auszuwählen.

Die Geschichte der Phagentherapie reicht bis in die 1910er Jahre zurück, als Félix d’Herelle die Methode erstmals beschrieb. Mit dem Aufkommen von Antibiotika verlor die Phagentherapie in vielen Ländern an Bedeutung. Seit den 2000er Jahren erlebt sie weltweit eine erneute wissenschaftliche Aufmerksamkeit, insbesondere im Kontext zunehmender Antibiotikaresistenzen. Gegenwärtig ist Phagentherapie in einigen Ländern etabliert, etwa in Georgien, Russland und Teilen Osteuropas, während sie in vielen westlichen Ländern überwiegend experimentell bleibt oder im Rahmen von Einzelanträgen und klinischen Studien genutzt wird.

Vorteile der Phagentherapie sind ihre hohe Spezifität und die Möglichkeit, individuelle Cocktailtherapien gegen spezifische Erreger zu entwickeln. Nachteile umfassen regulatorische Hürden, Herstellungs- und Qualitätsstandards, potenzielle Gegenresistenzen der Bakterien, sowie logistische Herausforderungen bei der Identifizierung des Erregers und der Beschaffung geeigneter Phagen. Die Forschung konzentriert sich auf Wirksamkeit in klinischen Studien, Kombinationen mit Antibiotika, Biofilme und Sicherheitsaspekte.