Nadelstichrisiken

Nadelstichrisiken bezeichnet das Risiko einer Hautverletzung durch Nadeln, Injektionskanülen oder andere scharfe medizinische Instrumente, die potenziell mit Blut oder Körperflüssigkeiten kontaminiert sind. Solche Stichverletzungen können infektiöse Erreger übertragen und betreffen vor allem Personen in medizinischen, pflegerischen, laborchemischen oder Rettungsdienstberufen sowie in anderen Bereichen, in denen Nadeln verwendet werden.

Häufige Kontexte sind der klinische Alltag in Krankenhäusern und Praxen, Laborarbeiten, Notfall- und Rettungseinsätze, aber auch Tätigkeiten in Schönheitssalons oder bei der Heimversorgung. Die Übertragung erfolgt durch Perkutane Exposition gegenüber infektiösem Blut oder anderen kontaminierten Flüssigkeiten. Das Risiko einer Übertragung variiert je nach Erreger, dem Virusstamm des Spenders, der Art der Verletzung und dem Immunstatus des Betroffenen.

Zu den wichtigsten übertragbaren Erregern gehören HIV, Hepatitis-B-Virus (HBV) und Hepatitis-C-Virus (HCV). Beim HIV liegt das Risiko einer Übertragung nach einer Nadelstichverletzung grob bei etwa 0,3 Prozent. HBV kann besonders infektiös sein: ohne Impfung des Empfängers kann das Übertragungsrisiko bis zu etwa 30 Prozent betragen, abhängig vom Spendervirusstatus. HCV liegt das Übertragungsrisiko bei etwa 1,8 Prozent. Die tatsächlichen Werte hängen von individuellen Faktoren ab und können variieren.

Prävention umfasst standardisierte Schutzmaßnahmen, sichere Handhabung von Nadeln, die Nutzung sicherer Schaum- oder Schutzvorrichtungen, das Vermeiden des Wiederabdeckens von Nadeln, sachgerechte Entsorgung in Sharps-Behältern sowie Schulung und Meldung von Zwischenfällen. Eine Hepatitis-B-Impfung wird allen Nicht-Immunisierten empfohlen. Nach einer Nadelstichverletzung sind sofortige Maßnahmen wie Wundreinigung, ärztliche Abklärung und ggf. postexpositionelle Prophylaxe (PEP) für HIV innerhalb eines kurzen Zeitfensters (optimal so bald wie möglich, spätestens innerhalb von rund 72 Stunden) wichtig. Baseline- und Folgeuntersuchungen auf HIV, HBV und HCV sollten erfolgen.