Motorikforschung

Motorikforschung bezeichnet die wissenschaftliche Untersuchung der Steuerung, Entwicklung und Ausführung menschlicher Bewegungen. Sie verbindet Erkenntnisse aus Neurologie, Kinesiologie, Biomechanik, Psychologie und Ingenieurwissenschaften, um die neuronalen und muskulären Mechanismen hinter Bewegung, Haltung und motorischer Fertigkeit zu verstehen. Zentrales Ziel ist es, zu klären, wie Bewegungen geplant, angepasst und gelernt werden, wie sie durch Alter, Erkrankungen oder Verletzungen beeinflusst werden und wie sie verbessert oder rehabilitiert werden können.

Zu den Kernbereichen gehören die motorische Entwicklung, das motorische Lernen und die Motorikregulation, die Biomechanik der Bewegung; sowie die Untersuchung von Neuromotorik bei Störungen wie Schlaganfall, Morbus Parkinson oder zerebraler Lähmung (CP). Interdisziplinäre Ansätze umfassen Sportwissenschaft, Ergonomie, Robotik und Rehabilitationsingenieurwesen. Zu den typischen Methoden zählen Bewegungserfassung mittels kinematischer Analysen, Motion-Capture, Inertialsensoren, EMG, Kraftmessplatten; neurophysiologische Messungen (EEG, TMS), bildgebende Verfahren (fMRI, DTI) und theoretische Modelle (optimale Kontrolle, dynamische Systeme, internes Modell).

In der Praxis unterstützen motorische Forschung klinische Diagnostik, personalisierte Rehabilitation, Trainings- und Leistungssport, Ergonomie in Arbeitsumgebungen sowie die Entwicklung von Prothesen- und Robotiksystemen. Historisch entwickelte sie sich aus Medizin, Psychologie und Technik; heute existieren spezialisierte Forschungszentren und Studiengänge in vielen Ländern. Der Begriff Motorikforschung ist im deutschsprachigen Raum gebräuchlich, international wird er oft durch Begriffe wie motor control, motor development oder Biomechanik ersetzt.