Kolliquationsnekrose

Kolliquationsnekrose, auch als liquefaktive Nekrose bekannt, ist eine Form der Nekrose, bei der Gewebe durch enzymatische Verdauung zersetzt wird, so dass ein flüssiges, gallertiges oder pusgefülltes Material entsteht. Sie ist besonders charakteristisch für das Gehirngewebe nach Ischämie sowie für eitrige Infektionen, etwa Abszesse, kann aber auch in anderen Geweben auftreten.

Ursachen und Mechanismus: Der Zelltod führt zu einer Freisetzung von lysosomalen Enzymen, die Gewebe abhauen und verflüssigen. Im Gehirn begünstigen der hohen Lipidgehalt der Myelinschicht und das Vorhandensein von Mikrogliazellen die rasche Auflösung der Gewebestruktur. Entzündliche Zellen, Neutrophile und Makrophagen tragen zur Zersetzung bei; im Verlauf entsteht häufig ein Kavum, das von entzündetem Randgewebe umgeben ist.

Morphologie und Histologie: Im betroffenen Gebiet geht die normale Gewebearchitektur verloren und durch Verdauung bleiben nur eine flüssige oder schleimige Masse sowie feine Reste bestehen. Beim Gehirn entsteht oft eine cystische Kavität, die von einer Gliosen-Randzone umgeben ist. In extrazerebralen Gefäßen kann die Nekrose zu Abszessbildung mit Eiter führen.

Klinische Relevanz: Kolliquationsnekrose spielt eine zentrale Rolle bei der Abheilung von größeren Hirninfarkten und bei eitrigen Prozessen. Radiologisch zeigen sich in entsprechender Dauer oft kavitäre Läsionen mit Randreaktion; histologisch unterscheidet sie sich von der Koagulationsnekrose durch das Fehlen einer festen Gewebekontur zugunsten einer flüssigen Masse.