Kernbauwerk

Kernbauwerk bezeichnet in der Hochbaukonstruktion das zentrale Tragwerk eines Gebäudes, das die vertikalen Erschließungen wie Aufzüge und Treppenhäuser, Schächte und weitere zentrale Einrichtungen umfasst und gleichzeitig als tragendes Element gegen horizontale Lasten wirkt. In Hochhäusern bildet der Kern eine zentrale Steifigkeitsachse und trägt maßgeblich zur Widerstandsfähigkeit gegenüber Wind- und Erdbebenlasten bei.

Aufbau und Bestandteile: Der Kern besteht typischerweise aus massivem Stahlbeton, seltener aus Stahl- oder Hybridkonstruktionen. Typische Elemente sind Kernwände, Kernplatten, Aufzugsschächte, Treppenhäuser sowie Räume für technische Dienstleistungen. Der Kern arbeitet mit dem äußeren Tragwerk zusammen, etwa durch Framing und Diaphragmen, um horizontale Lasten effizient zu verteilen.

Funktion und Auswirkungen: Durch seine zentrale Lage erhöht der Kern die Seitensteifigkeit des Gebäudes, begrenzt Verwindungen und ermöglicht größere Nutzflächen durch kompakte Grundrisse. Bei der Auslegung werden Wind- und Erdbebenkriterien und die Verteilung der Lasten berücksichtigt. Ein großer Kern kann zwar Nutzflächen reduzieren, bietet aber eine robuste Struktur, schnelle Baufortschritte und eine klare Erschließungspfade.

Anwendung und Entwicklung: Der Kernbauwerk ist seit dem 20. Jahrhundert ein fundamentales Prinzip bei der Planung von Hochhäusern. Moderne Ausführungen integrieren oft zusätzliche Versteifungselemente wie Verstärkungswände, Stahlrahmen oder Verwindungsstege und kombinieren Kern mit äußeren Tragwerkssystemen. Verwandte Begriffe sind Kernwand, Stahlskelettkern und Tubenkonstruktionen.