Herstellerkennlinien

Herstellerkennlinien sind im Kontext der Elektronik die vom Hersteller bereitgestellten Kennlinien, die das reale Verhalten eines Bauelements unter festgelegten Prüfbedingungen darstellen. Sie ergänzen einfache Modelle und helfen Designern, Betriebspunkt, Verlustleistungen, Temperaturverhalten und Zuverlässigkeit realistisch abzuschätzen.

In Datenblättern finden sich typischerweise Kennlinien wie I-V-Kurven, Transfer- und Ausgangskennlinien, thermische Kennlinien, Effizienz- oder Leistungskennlinien sowie zeitabhängige Reaktionsdaten. Die Grafiken und Tabellen werden meist für unterschiedliche Betriebsbedingungen angegeben und enthalten sowohl typische Werte als auch obere/untere Grenzwerte. Oft sind sie bei einer Referenztemperatur, häufig 25 °C, angegeben und zeigen, wie Parameter mit Temperatur, Last oder Frequenz variieren.

Beispiele aus der Praxis sind Transistoren und Dioden, bei denen I-V- und Output-Kennlinien die Beziehung zwischen Strom und Spannung unter bestimmten Gate- bzw. Basisansteuerungen darstellen. LEDs liefern Vorwärtsstrom- und Lichtausbeute-Kurven, Solarzellen die I-V-Kurven unter Beleuchtungsbedingungen, und Batterien Entladekurven unter unterschiedlichen Lasten. Für komplexe Bauelemente werden auch der thermische Widerstand, Derating-Kurven und dynamische Kennlinien angegeben.

Die Kennlinien dienen der Bauelementauswahl, der Dimensionierung von Schaltungen, der Erstellung von SPICE-Modellen und der Abschätzung von Effizienz und Wärmeverlusten. Aufgrund von Herstellertoleranzen sollten Worst-Case-Ansätze und Temperaturabstrahlung berücksichtigt werden, und Kennlinien stets im Kontext der spezifizierten Prüfbetriebsbedingungen verwendet werden.