Harmonikstruktur

Harmonikstruktur bezeichnet die Organisation des harmonischen Materials eines Musikwerks. Sie umfasst die Abfolge von Akkorden, das tonale Zentrum bzw. zentrale tonale Beziehungen, die funktionale Einordnung der Dreiklänge sowie Modulations- und Kadenzprozesse, durch die sich der harmonische Sinn des Stücks ergibt.

In der Tonalität gehören Tonart, Modulationspfade, funktionale Harmonie (Tonic, Subdominant, Dominant), der harmonische Rhythmus, die Melodienharmonisierung sowie Kadenztypen. Typische Progressionen wie I–IV–V–I oder Kreisprogressionen um den Quintenzirkel prägen die Struktur. Sekundärdominanten, modulare Abschnitte und Pedale können zusätzliche Spannungen erzeugen und die Harmonik über größere Formabschnitte hinweg leiten.

Zur Analyse wird oft das System römischer Ziffern verwendet, um Funktionen zu kennzeichnen. In komplexeren Werken werden darüber hinaus chromatische, modalharmonische oder atonale Entwicklungen beschrieben, wobei Modulationen, Harmonisierungsinstanzen und formale Abschnitte berücksichtigt werden.

Historisch dominiert in der westlichen Kunstmusik bis ins 19. Jahrhundert die Tonalität; im 20. Jahrhundert entstanden alternative Harmonikstrukturen wie atonale oder modalharmonische Konzepte. Jazz und Pop zeigen oft charakteristische Harmoniefolgen (z. B. II–V–I im Jazz) und vielfache Verschachtelungen der Progressionen, während die Harmonik in diesen Gattungen eng mit Rhythmus, Melodik und Form verbunden ist.

Anwendungen der Harmonikstruktur finden sich in der Komposition, der Musiktheorie, der Musikpädagogik sowie in der Analyse und Stilunterscheidung von Werken. Sie dient als Orientierung für Übergänge, Formbildung und stilistische Zuordnung.