Embryoqualität

Embryoqualität bezeichnet in der Reproduktionsmedizin die Fähigkeit eines Embryos, sich in der Gebärmutter einzunisten und sich normal weiterzuentwickeln. Sie ist besonders im Kontext der assistierten Reproduktion (ART) bedeutsam, da sie die Chancen einer erfolgreichen Implantation und einer späteren Schwangerschaft beeinflusst.

Die Beurteilung der Embryoqualität erfolgt primär durch morphologische Kriterien. Typischerweise werden am Tag 2–3 die Zellzahl, Zelldistribution und der Fragmentierungsgrad bewertet; am Tag 5–6 erfolgt eine Einschätzung des Blastozytenstadiums mit Blick auf Expansion, innere Zellmasse (ICM) und Trophektoderm (TE). Zeitlupenaufnahmen ermöglichen zusätzliche Beurteilung dynamischer Merkmale. Ergänzend kann genetische Diagnostik (z. B. PGT-A) Informationen über Chromosomenstatus liefern; sie bewertet jedoch nicht allein die Embryoqualität, sondern die Wahrscheinlichkeit einer euploiden Entwicklung.

Die Embryoqualität wird von vielen Faktoren beeinflusst, darunter mütterliches Alter, Eizellenqualität, Spermienqualität, Stimulationsprotokoll, Kulturbedingungen, Laborexpertise und Umweltfaktoren. Lebensstilfaktoren wie Rauchen, BMI und allgemeine Gesundheit können die Embryogenese beeinflussen.

Branchenweit gilt die Embryoqualität als wichtiger, aber nicht endgültiger Prädiktor für Implantationserfolg. Die Endometriumrezeptivität, Immunprozesse und weitere individuelle Faktoren spielen ebenfalls eine Rolle. In der Praxis beeinflusst die Einschätzung der Embryoqualität Entscheidungen zur Embryotransfer-Strategie, zu Einzeltransfer versus Mehrfachtransfer sowie zur Nutzung von Kryokonservierung (Vitrifikation).