Dentinkanälchen

Dentinkanälchen, auch Dentintubuli genannt, sind mikroskopisch kleine Kanälchen im Zahnschmelz- bzw. Dentinbereich, die vom Pulpa-raum aus radial zur Zahnoberfläche verlaufen. Sie enthalten dentinale Flüssigkeit und die Fortsätze der Odontoblasten, die sich am Rand des Pulpa-Dentin-Interfaces befinden. In der Peritubulärsubstanz sind die Wände der Kanälchen mit Peritubulardentин überzogen.

Struktur und Verlauf: Die Dentinkanälchen durchziehen das Dentin von der Pulpa bis zur Dentinoenamel Junction (DEJ im Schmelzüberzug) bzw. bis zur Zementoberfläche im Wurzelbereich. Ihre Dichte und der Durchmesser variieren je nach Lage und Alter des Zahnes; im Bereich der Pulpa sind sie tendenziell breiter. Die Kanäle werden von einem Dünnfilm aus dentinaler Flüssigkeit erfüllt und durch Peritubulardentin abgegrenzt.

Funktion: Dentinkanälchen dienen der Ernährung des Dentin durch die dort verlaufende Flüssigkeit und die odontoblastischen Fortsätze. Sie tragen zur Sensitivität des Zahnes bei, da Bewegungen der Flüssigkeit in den Tubuli Reize verursachen können. Zudem spielen sie eine Rolle bei der Dentinbildung (Primär-, Sekundär- und Reparaturdentin) und bei der Reaktion des Zahnes auf Gewebestress.

Entwicklung und Variation: Während der Zahnentwicklung legen Odontoblasten Predentin ab, aus dem das Dentin entsteht und deren Fortsätze in die Tubuli eingebettet bleiben. Mit der Zeit kann sekundäre oder tertiäre Dentinbildung die Tubulardichte und -durchmesser verändern, was die Permeabilität beeinflusst.

Klinische Relevanz: Die Offenheit der Dentinkanälchen beeinflusst Empfindlichkeit, Kariesfortpflanzung und die Wirksamkeit von Bonding-Materialien. Freiliegende Tubuli erhöhen die Empfindlichkeit, während Sclerotische Dentinkanäle deren Öffnung verengen. Moderne Präparate zielen häufig darauf ab, Tubuli zu verschließen oder zu versiegeln, um Sensitivität zu reduzieren.