Alternativflüssen

Alternativflüsse bezeichnet in der Hydrologie sekundäre oder alternative Wasserläufe, die zusätzlich oder statt des Hauptkanals Wasser führen können. Sie können natürlicher Herkunft sein oder als künstliche Entlastungskanäle angelegt werden, um Überflutungsschutz zu erhöhen, Entlastungspfade für Hochwasser zu schaffen oder Sedimentation zu steuern.

Typisch treten sie in Flussgebieten auf, in denen mehrere Kanäle existieren. Bei Hochwasser können Alternativflüsse aktiviert oder freigegeben werden, gesteuert durch Wehre, Schleusen oder Entlastungsventile. Natürliche Alternativkanäle bilden sich oft in Überschwemmungsflächen oder Flussmäandern und transportieren Wasser zusätzlich.

Planung und Betrieb erfordern hydrologische Modelle, Gefährdungsanalysen und Umweltverträglichkeitsprüfungen sowie Konzepte für Wartung und Betrieb. Ziel ist es, die Kapazität des Gesamtsystems zu erhöhen, Hochwasserpeaks zu mildern und gleichzeitig Umweltbelange wie Fischwanderung, Sedimenttransport und Wasserqualität zu berücksichtigen.

Herausforderungen umfassen Sedimentation in den Alternativkanälen, Ufererosion, Fehlsteuerungen und zusätzliche Kosten für Bau, Instandhaltung und Monitoring. Zudem müssen rechtliche Rahmenbedingungen, Naturschutzinteressen und Anliegerbelange berücksichtigt werden.

Begriffliche Abgrenzung: Alternativflüsse unterscheiden sich von Nebenflüssen, die regulär Wasser abführen, und von Hauptkanälen. Praktisch hängt die Nutzung stark vom lokalen hydrologischen Kontext ab; der Begriff kann auch temporäre oder saisonale Rinnen umfassen.