wortgetreue

Wortgetreue bezeichnet die Qualität oder das Prinzip, die genauen Wörter eines Ausgangstextes beizubehalten. Als Wortgetreuheit geht es um eine treue Reproduktion der Formulierung, nicht unbedingt um eine sinngemäße Übertragung. Der Begriff wird sowohl als Adjektiv (wortgetreu) als auch als Substantiv (die Wortgetreue) verwendet, wobei letzteres oft zu einem Konzept in Übersetzungen, Transkriptionen oder juristischen Texten wird.

Etymologisch leitet sich das Wort von Wort und getreu ab, wobei getreu so viel wie treu oder zuverlässig bedeutet. In der Praxis tritt Wortgetreue vor allem in Bereichen auf, in denen die wörtliche Wiedergabe wichtig ist: bei wörtlichen Übersetzungen, wörtlicher Zitierweise, juristischen Texten oder Protokollen, in denen jede Formulierung belegbar sein muss, sowie in der Transkription technischer oder wissenschaftlicher Dokumente.

In der Anwendung bedeutet wortgetreu übersetzen oder wiedergeben, dass Originallexikon, Satzstruktur und oft auch Idiomatik möglichst eins zu eins übernommen werden. Dies kann zu präziser Nachvollziehbarkeit führen, birgt jedoch die Gefahr einer unbequemen oder unnatürlichen Formulierung im Zieltext. Daher besteht ein Spannungsverhältnis zwischen Wortgetreue und Lesbarkeit oder Natürlichkeit; oft wird abgewogen, ob Genauigkeit, Begründbarkeit oder Verständlichkeit Vorrang hat.

Wortgetreue wird häufig gegenüber sinngemäßer Übersetzung (sense-for-sense) diskutiert, bei der der Sinn und die Funktion des Textes im Fokus stehen statt der wörtlichen Form. Die Wahl hängt von Zweck, Adressat und Kontext ab; juristische oder wissenschaftliche Texte neigen eher zu Wortgetreue, literarische oder publizistische Werke bevorzugen oft sinngemäße Übersetzung. Verwandte Begriffe sind wörtliche Übersetzung, wörtliche Wiedergabe und Übersetzungstraditionen.