islamistisch

Islamistisch bezeichnet eine politische Ideologie oder Bewegung, die darauf abzielt, Gesellschaft, Staat und Rechtsordnung nach islamischen Prinzipien zu ordnen. Im Vordergrund steht häufig die Frage, in welchem Umfang islamische Rechts- und Morallehren in Gesetzgebung, Institutionen und Politik wirksam sein sollen. Der Begriff grenzt religiöse Überzeugungen als private Lebensführung von einer Politik ab, die Religion als Grundlage politischer Autorität versteht.

Islamistische Bewegungen variieren stark. Einige verfolgen demokratische, rechtsstaatliche Mittel und beteiligen sich an Wahlen oder parlamentarischer Politik; andere streben nach umfassender Herrschaft durch Scharia und lehnen säkulare Ordnung ab. Historisch entstand der Islamismus im 20. Jahrhundert im Kontext von Kolonialabbau, Modernisierung und religiöser Reformdebatte. Die iranische Revolution von 1979 gilt als einschneidendes Signal. Gruppen wie Jamaat-e-Islami oder die Muslimbrüder haben durch gesellschaftliche Arbeit und politische Einflussnahme Einfluss gewonnen, während andere Strömungen Gewalt oder Terrorismus rechtfertigen oder an ihnen beteiligt sein können (häufig als jihadistische Gewalt diskutiert).

Im deutschsprachigen Diskurs wird der Begriff häufig in Sicherheits- und Extremismus-Kontexten verwendet, etwa von Behörden in der Kategorie „islamistischer Extremismus“. Kritiker weisen darauf hin, dass der Terminus pauschalisierend wirken und die religiöse Vielfalt des Islam missachtet werden könne; einige bevorzugen Formulierungen wie „politischer Islam“ oder „islamistische Ideologie“, um eine klare Trennung von der Religion selbst herzustellen.

Wissenschaftlich wird betont, dass Islamismus eine politische Orientierung beschreibt und nicht eine einheitliche Aussage über Muslime als Ganzes. Die Bandbreite reicht von reformorientierten, gesetzestreuen Akteuren bis zu gewaltbereiten Extremisten; die Grenzziehung ist kontextabhängig und umstritten.