Textabschriften

Textabschriften bezeichnet die schriftliche Wiedergabe eines Originaltextes durch Abschreiben, Kopieren oder Transkription. Sie dienen der Erhaltung, Verbreitung und wissenschaftlichen Auswertung von Texten, insbesondere wenn das Originaldokument verloren geht, schwer zugänglich ist oder in mehreren Varianten überliefert wird. Abschriften können historischen Ursprungs sein (handgeschriebene Manuskripte), später entstandene Drucke oder digitale Transkriptionen.

In der Textkritik unterscheiden Fachleute zwischen verschiedenen Abschriftsformen: unmittelbare Handschriften, indirekte Kopien, diplomatische Abschriften mit originalen Merkmalen (Siegel, Abkürzungen) und redaktionelle Transkriptionen, bei denen der Text redigiert oder normalisiert wird. Für Editionsprojekte ist das Vergleichmaterial mehrerer Abschriften zentral; aus den Unterschieden zwischen ihnen wird versucht, den ursprünglichen Wortlaut zu rekonstruieren.

Mit der Digitalisierung gewinnen Abschriften neue Verbreitungs- und Verarbeitungsmöglichkeiten: Scans, OCR, transkriptionsbasierte Datenbanken und TEI-XML ermöglichen maschinelle Verarbeitung, Volltextsuche und vernetzte Forschung. Transkriptionsstandards regeln, wie Originalzeichen, Abkürzungen, Interlinearnotizen oder Marginalien dargestellt werden.

Herausforderungen umfassen Schreibvarianten, fehlerhafte Überlieferung, fehlende Zeichen, Ober- oder Unterlaufschrift sowie Mehrsprachigkeit. Abschriften bleiben trotz dieser Probleme zentrale Quellen, denn sie ermöglichen den Zugang zu historischen Texten und bilden die Grundlage für wissenschaftliche Editionsprozesse.