Situationskontext

Situationskontext bezeichnet in der Wissenschaft die Gesamtheit der situativen Faktoren, die Bedeutung, Interpretation und Relevanz von Aussagen, Handlungen oder Ereignissen beeinflussen. Der Begriff betont, dass Bedeutung nicht allein durch Text oder Information festgelegt ist, sondern durch die konkrete Situation, in der sie auftreten.

Zu den Bestandteilen des Situationskontexts gehören räumliche Umgebung, zeitlicher Rahmen, soziale Rollen, kulturelle Normen, Ziele der beteiligten Akteure, verfügbare Ressourcen und priorisierte Aufgaben. Diese Faktoren beeinflussen, wie ein Verhalten bewertet wird, welche Informationen als relevant gelten und welche Handlungen als angemessen erscheinen.

Anwendungsfelder reichen von Linguistik und Kommunikationswissenschaft über Anthropologie bis hin zu Mensch-Computer-Interaktion und Informationsdesign. In der Linguistik hilft die Berücksichtigung des Situationskontexts bei der Deutung von Pronomen, Bezugnahmen und illokutionären Akten; in der UX-Forschung und im kontextsensitiven Computing steuert der Situationskontext, welche Funktionen oder Inhalte angezeigt werden und wie Geräte reagieren.

Beispiele verdeutlichen die Bedeutung: Ein Pronomen wie „er“ bezieht sich je nach Situation auf unterschiedliche Vorbilder; der gleiche Menüpunkt in einer Software kann je nach Nutzerrolle (Administrator vs. Gast) unterschiedliche Optionen aktivieren oder verbergen. In einer Notfallsituation erhalten Hinweise andere Priorität als in einer Routineanwendung.

Methoden zur Erfassung umfassen ethnographische Beobachtung, Diskursanalyse, Kontextanalyse sowie sensorische Datenerhebung. Der Situationskontext steht in engem Verhältnis zu verwandten Konzepten wie linguistischem Kontext, kulturellem Kontext und sozialem Kontext. Herausforderungen sind die Dynamik des Kontexts, subjektive Wahrnehmung und Datenschutzbedenken bei der Erhebung von Kontextdaten.