Nitrosationsmittel

Nitrosationsmittel, auch Nitrosierungsreagenzien genannt, sind chemische Verbindungen, die eine Nitroso-Gruppe (-NO) oder das Nitrosylkation NO+ auf ein anderes Molekül übertragen. Sie dienen der Nitrosierung von Nukleophilen wie Aminen, Thiolen oder Alkoholen und ermöglichen so die Bildung von N-Nitrosaminen, S-Nitrosothiol-Verbindungen oder O-Nitroso-Verbindungen, je nach Substrat und Reaktionsbedingungen.

Zu den gängigsten Reagenzien gehören Nitrosylchlorid NOCl, sowie Nitrosylsalze, bei denen NO+ als elektrophiles Nitrosierungsmittel wirkt, zum Beispiel Nitrosoniumtetrafluoroborat [NO+]BF4− oder Nitrosoniumhexafluorophosphate [NO+]PF6−. In wässrigen Systemen kann NO+ in situ aus Nitriten in saurer Lösung gebildet werden (z. B. aus NaNO2 in HCl).

Der Mechanismus ist typischerweise eine elektrophile Nitrosierung: NO+ (oder NOCl) greift das Nukleophil an und führt zur Bildung der entsprechenden Nitrosoverbindung. Bei Aminen erfolgt in der Regel eine N-Nitrosierung zu N-Nitrosaminen; bei Thiolen entstehen S-Nitrosothiol-Verbindungen, und Alkohole können zu nitroso- oder N-nitroso-Verbindungen führen. Die Reaktivität hängt stark von Substratstruktur, Lösungsmittel und Säuregrad ab.

Anwendungen finden sich in der organischen Synthese, der pharmazeutischen Forschung, der Bioanalytik und der Lebensmittelchemie. Nitrosamine, typische Produkte der Nitrosierung von sekundären Aminen, gelten als potenziell karzinogen; daher sind Reagenzien und Reaktionsbedingungen sorgfältig abzuwägen. In vivo kann Nitrosierung durch Nitrite unter sauren Bedingungen im Magen stattfinden, was als gesundheitliches Risiko betrachtet wird.

Im Labor erfordern Nitrosationsmittel vorsichtige Handhabung: Schutzbrille, Handschuhe, gute Belüftung, Vermeidung von Stößen und Hitze, Lagerung in geeigneten lichtgeschützten Behältern; Entsorgung gemäß lokalen Vorschriften. Reaktionen werden oft in situ gesteuert, um kontrollierte Ausbeuten zu ermöglichen.